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Bei der online Podiumsdiskussion Talk4Future am 26.01. tauschten sich Günther Lichtblau (Umweltbundesamt), Joel Tölgyes (Momentum Institut), Barbara Weichsel-Goby (Klimaschutz Ministerium, Sektion Klima & Energie), Torsten Decker (Ökonom) zum Thema Energiesparen aus. Moderiert wurde der Talk von Ines Clarissa Schuster.
Der globale Energieverbrauch steigt kontinuierlich um 1-2 % pro Jahr. Derzeit wird der Gesamtbedarf zu mehr als ¾ über fossile Energieträger abgedeckt. Selbst wenn der geplante massive Ausbau der erneuerbaren Energieträger bis 2030 gelingen sollte, wird sich dies kaum ändern. Um den Klimawandel in einem Rahmen zu halten, der auch nachfolgenden Generationen ein sicheres und gutes Leben ermöglicht, muss sich in der Energieproduktion und im Energieverbrauch einiges ändern: Wir müssen jetzt aufhören Öl, Kohle oder Gas zu verbrennen. Um dies zu ermöglichen, ist es effektiv und unvermeidbar, den in vielen Bereichen unnötig hohen Energiebedarf zu massiv zu reduzieren.
Als Einleitung präsentiert Moderatorin Ines Schuster eine Graphik von klimadashboard.at:
in welcher die CO2-Konzentration der Erdatmosphäre seit 1850 aufgezeichnet ist. Durch ihren Anstieg hat die globale Durchschnittstemperatur bereits um 1,1 Grad zugenommen. Dies hat diverse Klimakatastrophen zur Folge: Austrocknung großer Mitteleuropäischer Seen (Neusiedlersee, Gardasee, etc.) Überschwemmungen und Hochwasser in Alpenregionen, stetig abnehmende schnee-Mengen, Klimaflüchtlinge und so weiter.
Der weltweite Energieverbrauch steigt seit 1850 stetig an. Obwohl die zerstörerischen Auswirkungen durch das Verbrennen von fossilen Energieträgern seit vielen Jahren gut bekannt und wissenschaftlich belegt sind, steigt der jährliche Verbrauch kontinuierlich um 1-2% weiter an.
In der Graphik oben ist der österreichische Gesamtenergiebedarf abgebildet und welche Teile von erneuerbaren Quellen gedeckt werden. Die schraffierten Bereiche repräsentieren die ambitionierten Ausbauziele der Bundesregierung, welche bis 2030 erreicht sein sollen. (Die Summen-Ausbauziele der einzelnen Bundesländer kommen noch nicht auf diese Werte.) Wir erkennen, selbst wenn die Ausbauziele erfolgreich umgesetzt werden, wird nur ein viertel unseres Energiebedarfes über erneuerbare gedeckt.
Dieses Bild zeigt, wie wichtig es ist, den insgesamten Energiebedarf massiv zu reduzieren, um nicht mehr von fossilen Energieträgern abhängig zu sein.
Torsten Decker: Die Potentiale des Energiesparens werden von unserer Gesellschaft bei weitem nicht ausgeschöpft. Die sauberste Energie, ist die die man erst gar nicht verbraucht. Ich trete dafür ein, dass dem Energiesparen mehr Bedeutung zugeteilt wird und sehe die Politik in der Verantwortung.
Günther Lichtblau: Wir im Umweltbundesamt sind unter andrem dafür verantwortlich errechnete Zukunfts-Szenarien nach Brüssel zu übermitteln. In diesen soll dargestellt werden, wie wir uns vorstellen die Transformation Richtung Nachhaltigkeit zu schaffen. Unsere Berechnungen zeigen ganz klar, wir werden es ohne Energiesparren sicher nicht schaffen. Wir dürfen fossile Energieträger nicht mehr verwenden, wenn wir wollen, dass die Erde noch länger als 10 Jahre für Menschen gut bewohnbar ist. Allein mit Effizienzsteigerungs-Maßnahmen und anderen Technologien wird es nicht gehen. Die Diskussion darüber „Wo können wir Energiesparen?“ ist sehr wichtig. Bisher waren wir gut darin über innovative Technologien und Effizienzsteigerungen zu sprechen, aber das allein wird nicht reichen. Wir brauchen grundlegende Verhaltensänderungen und müssen stärker an einer gesamtheitlichen, sozialen Transformation arbeiten.
Barbara Weichsel-Goby: Energiesparen hat eine sehr hohe Priorität bei uns im Haus. Es gibt nicht nur die Klimakrise, bei der Energiesparen ein wesentliches Mittel ist, um ihr entgegenzuwirken. Außerdem haben wir seit 24.02.2022, ausgelöst durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, auch eine Energiekrise. Eine der ersten Sofortmaßnahmen, die stark proklamiert wurde war das Energiesparen. Unsere Aktivitäten diesbezüglich haben uns auch sehr gut durch die Krise geholfen. Wir stehen jetzt noch (Ende Jänner) mit einem Speicherfüllstand von über 80% da. Alle wesentlichen Informationen zur Energiesituation in Österreich können hier abgerufen werden: energie.gv.at
Energiesparen ist wesentlich, um unsere Abhängigkeit von fossilen Energieträgern abzubauen. Wenn wir weniger verbrauchen, erleichtert dies auch die Umstellung auf erneuerbare Energien. Daher haben wir zwei große politische Ziele:
Wir sehen uns als öffentliche Hand in der Vorbilds-Funktion, die wir zu erfüllen haben. Uns ist auch klar, dass wir strukturelle Rahmenbedingungen schaffen müssen. Bei uns in der Abteilung arbeiten wir derzeit intensiv an der Regierungsvorlage, um das neue Bundesenergieeffizienz Gesetz rasch zu einer Beschlussfassung zu kommen. (Einlangen im Nationalrat 01.02.23.) Weiters arbeiten wir am erneuerbaren Wärme Gesetz. Als Sofortmaßnahme haben wir die Mission 11 im Herbst 2022 auf den Weg gebracht.
Joel Togylies: Energiesparen ist ein wichtiger Bestandteil, wenn es um das Klima geht. Die drei wichtigsten Punktesind:
Ines Schuster: In Frankreich wurde im Zuge der Energiekrise beschlossen, dass zwischen 12:00 und 14:00 kein neues Warmwasser erzeugt wird. (Mehr dazu hier) Also warmes Wasser, welches noch im Boiler befindet, kann genutzt werden, aber neues Warmwasser wird nicht erzeugt. Allein dadurch konnten 2 Atomkraftwerke eingespartwerden. Man möge sich das Potential vorstellen, wenn die Steuerung intelligent funktioniert.
Sieht man an diesem Beispiel nicht, dass es auch in die Richtung geht: Es ist kein Grundrecht, tagtäglich 24 Stunden lang für alles, was einem im Moment einfällt, Energie zur Verfügung zu haben. Kann man Menschen nicht auch zumuten, dass sie manche Stunden am Tag auf manche Energie verzichten?
Weiters hat die Regierung in Frankreich die Arbeitskleidung „Anzug“ ersetzt durch „Rollkragenpullover“. Sie wollen als Vorbilder agieren und beheizen Amtsgebäude nicht mehr.
Barbara Weichsel-Goby: Wir sehen uns auch sehr in der Vorbilds-Funktion in der Verwaltung. Es gibt viele Möglichkeiten: Als Bsp. In unserem Haus des Klimaschutzministerims reduzierten wir die Raumwärme. Die Vorlauftemperatur der Wärmeübertragung sowie die Beleuchtung in den Stiegenhäusern wurde optimiert. Wir haben damit große Einsparungen erreicht:
Wärme um 11 %
Strom um 15%
Auch wenn es nicht überall beliebte Maßnahmen sind, ist das Potential, welches man durch weniger Heizen erreichen kann sehr hoch: 2 Grad weniger Raumtemperatur bringt ca. 12% Einsparung bei den Energiekosten. Das gilt auch für Haushalte.
Auch in unseren kleineren Verwaltungseinheiten z.B. den Gemeinden, gibt es Großverbraucher: Straßenbeleuchtung, Trink- Abwasseranlagen, Schwimmbäder, etc. Wir haben mit der Energie und Umweltagentur Niederösterreich eine Energiesparcheckliste für die Gemeinden erarbeitet. Diese zeigt die Handlungsmöglichkeiten die man im Bereich Strom, Wärme, Warmwasser, Mobilität, etc. hat.
Ines Schuster: Ich kenne sozialwissenschaftliche Forschung, die Menschen bewusst machen soll, dass ein bewusster mit Energie wichtig ist. Was wir in der Praxis in manchen Schulen messen, ist: Das ganze Wochenende wird das Gebäude auf etwa 24 Grad geheizt. Montags früh – kommt der Schulwart oder die Putzfrau, öffnet die Fenster und lüftet über mehrere Stunden. Sobald Lehrer und Schüler kommen, werden die Fenster wieder geschlossen und das Gebäude muss wieder auf 24 Grad aufgeheizt werden. Es würde niemand stören, würde das Gebäude ab Freitagmittag nicht geheizt werden. Schwierig ist allerdings: Wer soll dafür verantwortlich sein, die Heizung am Freitag runterzudrehen oder abzuschalten? Wenn Menschen manuell dafür verantwortlich sind, wird es wohl oft vergessen werden, oder die zusätzliche Aufgabe führt zu Unmut. Ist eine automatische Steuerung vielleicht die einzige Möglichkeit?
Wie können wir Menschen motivieren, nicht nur zu Hause sondern auch am Arbeitsplatz Energiesparen?
Günther Lichtblau: Die berühmten 10% gehen immer und sind auch durch einfache Maßnahmen erreichbar. Wir kommen aus einer Zeit – in der wir uns daran gewöhnt haben: Öl und Gas sprudeln aus der Erde. Wir hatten gefühlt unendlich viel Energie einfach und günstig zur Verfügung. Daran hat sich unsere Gesellschaft und das Wirtschaftssystem über Jahrzehnte angepasst.
Nun müssen wir stark an der Bewusstseinsbildung der Bevölkerung, der Entscheidungsträger und der Wirtschaftstreibenden arbeiten. Dafür sind die richtigen Preissignale relevant. In Büro-Gebäuden gibt es großes Potential. Betriebe sind allgemein aufgefordert auf richtiges Management und Betriebsführung zu achten.
Durch diese kurzfristigen Verhaltensänderungen können wir viel bewirken. Wirklich spannend wird es aber, wenn wir uns die langfristige Perspektive ansehen:
Um diese strukturelle Transformation schaffen zu können, brauchen wir regulatorische Rahmenbedingungen, auf die sich die Wirtschaft auch langfristig verlassen und sich daran orientieren kann. Es sind viele technologische Fragestellungen zu beantworten: Wie schaffen wir nachhaltige Infrastrukturen? Wie bauen wir erneuerbare Energieträger aus? Wie bauen wir die Stromnetze aus / Digitalisieren diese? Wie können wir zukünftig unser Mobilitätsbedürfnis befriedigen?
Ines Schuster: Torsten, wie können wir zunächst kurzfristig effektiv den Energiebedarf reduzieren?
Torsten Decker: Es gibt in allen Bereichen etwas zu holen. Am besten kann man das Aktivieren der Potentiale durch die richtigen Anreize unterstützen. Als zuletzt die Energiepreise explodierten, wollte die Regierung die Menschen unterstützen und nicht im Stich lassen. Es wurde die Energiepreisbremse eingeführt: ein Deckel für einen pauschalen Energiebedarf in einer Höhe, welcher für schätzungsweise die Hälfte der Haushalte mehr als der typische Verbrauch darstellt. Diese 2.900 kWh pro Jahr brauche ich selbst z.B. nicht. Für alle Singlehaushalte, ist der Anreiz zum Energiesparen verpufft. Hier wurde eine Chance vertan auf die ganze Bevölkerung zu wirken. Es wäre wichtig über die schnelle Hilfe hinausdenken. Das Wifo – Institut hat einen guten Vorschlag gemacht durch welchen die Anreize des Sparens erhalten bleiben. Es müssen alle zu spüren bekommen, dass sie Sparen müssen. Jede*r Bürger*in und jedes Unternehmen sollte die höheren Preise spüren.
Ines Schuster: Verstehe ich deinen Ansatz richtig: Es soll keine Verbote geben wie Normen oder Regeln, sondern es sollen die richtigen Kosten wiedergegeben werden?
Torsten Decker: Als Ökonom denke ich, dass Preissignale ein gutes Mittel sind, um die richtigen Anreize schaffen. In manchen Fällen braucht es trotzdem Gesetze und Regeln, da es eine große Ungleichheit von Einkommen und Vermögen gibt. Es gibt wenige Einzelfälle, denen der teure Preis nichts ausmacht und die trotzdem weiter ihre Auffahrt beheizen – in solchen Fällen schließe ich nicht aus, dass auch andere Instrumente wichtig sind, über das reine Preissignal hinaus.
Joel Tölgyes: Auch ich denke, dass Preissignale sehr wichtig sind und sie noch kräftiger sein müssen. Gerade dort, wo es den Menschen nicht genug weh tut, weil sie ein zu hohes Einkommen haben. Eine Möglichkeit ist, wie es Italien umgesetzt wurde, ein „progressiver Preis“. Dieser Preis steigt mit dem Verbrauch. Die Idee ist eine ausgebaute Version der Strompreisbremse. In jedem Fall sollte man auf die Haushaltsgröße achten.
Ein anderes Bsp. ist die Mobilität: Derzeit kann der Kunde bei jedem Flug Viel-Flieger Meilen sammeln und erhält mehr Vergünstigungen, je mehr Meilen er sammelt. Wäre das Konzept umgekehrt denkbar? Progressive Modelle sollten so gestaltet sein, dass je mehr ein Kunde fliegt, desto teurere Aufschläge zu tragen kommen.
Wir dürfen nicht nur in Anreizen denken, sondern müssen einen ganzheitlichen Zugang finden. Zum Beispiel können Preise besser wirken, wenn eine Infrastruktur bereits gut ausgebaut ist. Der Mensch kann auf eine hohe CO2 Steuer besser reagieren, wenn er Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln hat.
Gesetzte und rechtliche Rahmenbedingungen sind auch notwendig. Zum Beispiel wird das Tempo Limitemotional diskutiert, wobei es nur um wenige Minuten Zeitersparnis geht und es ein großer Hebel an raschen und einfachen Emissionseinsparungen bringen könnte.
Ines Schuster: Der Verbrauch eines Fahrzeuges hängt stark mit der Geschwindigkeit und auch linear mit dem Gewicht zusammen. 40% der aktuellen Neuzulassungen sind SUVs, also sehr schwere Fahrzeuge. Auch diesen Punkt sollte die Gesetzgebung berücksichtigen. Besonders (und oft unnötig) schwere Fahrzeuge sollten mehr Kosten übernehmen. Oder können wir zusätzlich zum Tempo-Limit auch ein Gewichts-Limit thematisieren? Im Rahmen der Initiative Tempo-Limit Jetzt! legen Professoren der TU Wien, Boku Wien und der Universität Innsbruck wissenschaftliche Argumente für ein Tempo-Limit vor.
In Frankreich wurde auch keine Tempo Limit für die Bevölkerung eingeführt allerdings gehen die Regierungsmitglieder und Beamten mit gutem Beispiel voran und beschränken sich selbst auf max. 110 km/h auf der Autobahn. (Frankreich: Tempolimit für Beamte mit Dienstfahrzeug) Ist so etwas für österreichische Beamte auch denkbar?
Barbara Weichsel-Goby: Die Reduzierung von Tempo-Limits wird sehr kontrovers gesehen. Wir regen an, auf freiwilliger Basis langsamer zu fahren. Einerseits sprechen wir uns für den Umsteigen auf Öffis oder das Fahrrad aus, und plädieren stark dafür im Individualverkehr das Tempo zu reduzieren. Dadurch wird der Treibstoffverbrauch effektiv minimiert. Laut Statistik Austria können österreichische Haushalte bei der Mobilität ihren Verbrauch um 30% reduzieren. Den größten Hebel haben sie durch das Heizen. Hier wird 50% des durchschnittlichen Energieverbrauchs verursacht.
Unsere Aufgabe ist es, nicht nur an Verhaltensänderungen der Einzelnen zu denken, sondern auch an strukturelle Effizienzverbesserungen. Hier spielen thermische Sanierungen eine enorm große Rolle. In Österreich sind aktuell noch 1,9 Mio. fossile Heizsysteme verbaut, davon sind 1,2 Millionen Gasheizungen. Hier kommen große Investitionskosten auf uns zu. Uns ist es wichtig, alle mitzunehmen und stellen daher breite Förderungen und soziale Unterstützungsleistungen wie die Sanierungsoffensive raus aus Öl und Gas. Es werden für Private und Betriebe insgesamt 940 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Durch diese Maßnahmen soll die Gebäudesubstanz verbessert werden und für Haushalte nachhaltig der Wärmebedarf ohne Komfortverlust gesenkt werden.
Ines Schuster: Sanieren ist eines der besten und wichtigsten Möglichkeiten, Energie zu sparen. Die Sanierungsrate liegt in Österreich bei 1,4%. Allerdings das Sanierungs-Ziel ist nicht das Beste. (Mehr im Artikel über das Passivhauskonzept.) Wenn schon ein Fenster getauscht wird, wäre es ratsam, direkt das beste Fenster zu nehmen, welches am Markt verfügbar ist. Wenn man statt dem Besten nur das Drittbeste einbaut – bleibt dies 30-50 Jahre im Gebäude und ist weit weniger wirksam. Es verursacht den Lock-In Effekt.
Die Förderungen gehen an Eigentümer*innen. Der Mieter hat die höheren Energiekosten aber kaum Möglichkeit, zu sanieren oder auf eine Wärmepumpe umzurüsten. Der Gebäude Errichter wird seine Investitionskosten so gering wie möglich halten, er muss auch nicht für die Betriebskosten aufkommen. Wie können wir dieses „Eigentümer – Mieter Dilemma“ auflösen?
Barbara Weichsel-Goby: Das Problem ist uns natürlich bekannt. Dies ist lösbar, indem der notwendige Rechtsrahmen geschaffen wird, den es braucht, um notwendige Energieeffizienzmaßnahmen, Sanierungsmaßnahmen, den Umstieg von Fossilen auf Erneuerbare zu unterstützen. Unsere Hoffnung liegt auf dem erneuerbaren Wärmegesetzes: Es soll den ordnungsrechtlichen Rahmen schaffen, um die Dekarbonisierung des Gebäudesektors in die Wege zu leiten. Es verpflichtet die Eigentümer bis 2035 / 40 ihre Objekte unabhängig von Öl/Gas zu versorgen.
Ines Schuster: Herr Lichtblau, welche notwendigen Schritte sehen Sie, die es braucht, unseren Verbrauch zu reduzieren?
Günther Lichtblau: Die großen Verursacher für Treibhausgase sind die Sektoren:
Mobilität:
Das Wichtigste ist jetzt, der richtige und passende ökonomische Rahmen. Am Beispiel der Mobilität können wir derzeit erkennen, wie positiv sich hohe Preise auf das Verbrauchsverhalten auswirken. Beim Auswerten der Energiebilanzen der Kraftstoff-Verkäufe sehen wir, dass der Kraftstoff-Verbrauch im Jahr 2022 gesunken ist, obwohl die Verkehrsleistung gestiegen ist – also generell mehr Menschen Wege mit dem Auto zurückgelegt haben. Dies bedeutet, es wird langsamer gefahren. Die Menschen schauen auf ihr Geldbörsel. Auf der Autobahn statt 130 nur 100 km/h zu fahren, bedeutet nur wenige Minuten Zeitverlust (ca. 11 Minuten länger für 100 km), es tut niemanden weh und man erspart sich enorm viel Geld.
Die Elektromobilität ist eine gute Möglichkeit und große Chance, unser Verkehrssystem maßgeblich zu dekarbonisieren. Allerdings ist es sicher, dass wir unser derzeitiges Verkehrssystem nicht 1 zu 1 durch E-Mobilität ersetzen können. Selbst wenn dies von heute auf morgen durchführbar wäre, kann durch die Elektrifizierung der Mobilität nur die Hälfte der notwendigen Energieeinsparung erzielt werden. Wir können errechnen, wieviel Primärenergie wir in den Jahren 2040 / 2050 zur Verfügung haben werden. Wenn wir dies auf die einzelnen Sektoren aufteilen, erhalten wir für Mobilität ca. 180 PJ. Würden wir alles, was jetzt auf den Straßen unterwegs ist direkt durch Elektro-Mobilität ersetzen, bräuchten wir die doppelte Menge an Strom, die wir zur Verfügung haben werden. Es ist klar und es führt kein Weg daran vorbei, dass wir 50% der derzeitigen Mobilitäteinsparen müssen. Die Realisierung wird große Änderungen mit sich bringen: Wir müssen unsere Grundbedürfnisse raumnah zusammenfügen.
Gebäude:
Wie bereits erwähnt, birgt die Gebäudehülle viel Potential. Wir brauchen höhere Sanierungsraten und bessere Standards für den Neubau. Es ist in der Errichtung wenig teurer, ein Gebäude direkt im Passivhausstandard oder Energieplus Standard zu errichten. (Mehr im Artikel über das Passivhauskonzept.)
Ganz wichtig ist allerdings auch, wo stehen die Gebäude: Die Energieraumplanung triggert unser Mobilitätsverhalten. Gibt es breitflächige Zersiedelung, werden Bewohner gezwungen mit dem Auto ihre Einkäufe zu erledigen. In Zukunft brauchen wir zentrale Wohn- und Lebe-strukturen. Wenn ich nur 3 Minuten mit dem Fahrrad in die Arbeit brauche, können mir Benzin-Preise egal sein.
Industrie & Produzierender Bereich:
Es wird bereits viel an der Dekarbonisierung gearbeitet und geforscht. Die Industrie hat bereits erkannt, dass sie hier vor großen Herausforderungen steht. Voest Alpine entwickelt ein neues Verfahren basierend auf Wasserstoff. Die Frage ist allerdings, wenn die Industrie auf Wasserstoff setzt, müssen wir den Ausbau der Erneuerbaren massiv beschleunigen, um genügend Überschuss-Mengen an Strom in Wasserstoff umzuwandeln. Der Bundesweite Plan zum Ausbau deckt sich noch nicht mit den Landeszielen und zielt nur auf die Deckung des derzeitigen Strombedarfs ab.
Die gute Nachricht ist: Unsere Szenarien zeigen, es kann sich noch ausgehen. Wir befinden uns noch ein paar Jahre in dem Zeitfenster, in welchem wir ein gutes Leben für nachfolgende Generationen erreichen können. Die Umstellung muss aber schnell und parallel in allen Bereichen stattfinden.
Ines Schuster: Zur Energieraumplanung fällt mir ein, ich habe heute zu Beginn eine Graphik des Klimadashboardgezeigt. Dort findet man auch eine Analyse in welchem Bundesland Österreichs wieviel CO2 verbraucht wird:
Hier sehen wir klar, Städte sind Klima-Projekte.
Das Bedürfnis am Land und im Grünen zu wohnen, ist ein sehr traditionelles, und auch egoistisches. Dieser Lebensstiel im Einfamilienhaus kann sich nicht für alle ausgehen.
In dieser Runde, sind wir uns alle einig, dass Energie insbesondere durch eine Änderung des Lebensstils und des Wirtschafssystems gespart werden soll. Der auf den ersten Blick „einfachere“ Weg: Genauso weiter tun wie bisherund darauf zu hoffen, dass durch innovative Technologien das Problem lösen werden, existiert nicht. Wir sehen, dass trotz super effizienten Geräten wie Kühlschränken, sparsame PKWs und LED-Beleuchtung etc. der Energiebedarf steigt. Dies wird Rebound-Effekt genannt.
Joel Tölgyes: Das sehe ich tatsächlich genauso. Wir brauchen Innovation aber vor allem soziale und gesellschaftliche Innovation, um unsere Strukturen und Verhaltensmuster zu ändern. Es ist kürzlich eine interessante Studie herausgekommen. In Schweden haben Forscher*innen in zwei großen Städten den thermischen Energieverbrauch von 2008 – 2018 untersucht. Die Häuser und Gebäude sind effizienter geworden, sodass der Heizwärmebedarf pro m² sank. Aber viele Menschen sind in größere Häuser und Wohnungen gezogen, sodass im Endeffekt ihr Energiebedarf zum Heizen gleichgeblieben ist. Es kam also nur bei ärmeren Haushalten zu Einsparungen.
Teil 2: Fragen aus dem Publikum
Fragen aus dem Publikum: Wie kann das „Vermieter/Mieter“ Dilemma gelöst werden? Der Vermieter hat meist wenig Motivation Investitionen in Energieeffizienz-verbesserungs-Maßnahmen zu tätigen, da den dadurch erreichten finanziellen Vorteil im Betrieb nur der Miete hätte. Welche politischen Rahmenbedingungen könnten helfen?
Joel Tölgyes: Das ist eine komplexe Materie. Eine Lösungsmöglichkeit wäre, wie es sie in Deutschland gibt, eine Kostenteilung der CO2 Steuer einzuführen. Dort müssen sich Vermieter und Mieter*innen die Kosten der CO2-Steuer teilen. Bei Wohnungen, die schlecht gedämmt sind, muss der Vermieter einen höheren Anteil übernehmen. Derzeit ist der CO2 Preis noch zu günstig, dass dies eine Wirksamkeit hätte. Außerdem ist es schwierig durchzusetzen. Es ist auch Deutschland von der Exekution her nicht gut gelöst. Ähnlich wie in Wien Mieten von Altbauwohnungen gedeckelt sind, zahlt der Mieter häufig eine zu hohe Miete. Damit der Deckel wirksam wird, müsste er erst eingeklagt werden. Viele Mieter haben aber einen befristeten Mietvertrag, wenn sie nun mit einer Klage gegen den Vermieter vorgehen, wird der Vertrag nicht verlängert.
Eine andere Möglichkeit wäre es, beim erneuerbaren Wärme Gesetz nachzuschärfen z.B. den Gasausstieg vorziehen.
Ines Schuster: Was mir noch einfallen würde wäre die Warmmiete. Müsste der Vermieter für die Heizenergie aufkommen, würde er gewinnen, wenn er die Heiz-Kosten senkt, aber immer noch dieselbe Miete verlangen könnte. So haben wir einen direkten Anreiz Investitionen zu tätigen.
Barbara Weichsel-Goby: Man kann das Thema lösen, wenn man das Mietrecht anpasst. Dies liegt im Kompetenzbereich des Bundesministeriums für Justiz liegt. In jedem Fall muss man überlegen, wie man den finanziellen Ausgleich schafft. Dies befindet sich gerade in politischen Diskussionen. Dazu kann ich derzeit noch nichts Konkretes sagen. Außer, dass wir an der Lösung arbeiten.
Fragen aus dem Publikum: Was ist die effizienteste Heizung?
Ines Schuster: Allgemein lässt sich dies nicht beantworten, da es fallspezifisch analysiert werden soll. Generell ist es nachhaltig wenn die Energie aus erneuerbaren Quellen stammt z.B. Solarthermieanlagen oder Wärmepumpen.
Torsten Decker: Ein Geheimtipp ist auch eine Klimaanlage, welche zum Heizen verwendet werden kann. Sie funktioniert wie eine Wärmepumpe und ist sehr effizient. Wenn eine andere Möglichkeit nicht greifbar ist, kann eine Klimaanlage eine gute Verbesserung sein. Bei Infrarot Heizungen oder reinen Stromheizungen wird im Verhältnis 1 zu 1 Strom in Wärme umgewandelt. Mit einer Klimaanlage hat man das Verhältnis 1 zu 4 -5.
Günther Lichtblau: Klimaanlagen sind in Fällen wo es gar nicht anders geht zum Heizen vielleicht ok. Im Allgemeinen empfehle ich definitiv Wärmepumpen. Hat der Benutzer eine Klimaanlage, ist er auch verleitet, sie im Sommer zum Kühlen zu verwenden und dies ist gerade in Städten keine gute Idee. Dieser Bereich nimmt in den letzten Jahren extrem zu. Wärmepumpe in Kombination mit einer Photovoltaik sind besonders attraktiv.
Wir müssen uns in Zukunft ansehen, wieviel Strom haben wir zur Verfügung. Es werden immer mehr Sektoren auf den Strom zugreifen: Mobilität, Haushalte – Wärmepumpen, Industrie – Wasserstoff. Es wird nicht einfach sein, diese Mengen erneuerbar zu erzeugen.
Frage aus dem Publikum: Was halten Sie von einer Straßenmaut in Abhängigkeit von der Fahrzeugmasse?
Günther Lichtblau: Zukünftig braucht es eine Ressourcenbesteuerung. Sobald die Mineralölsteuern wegbrechen (was durch den Umstieg auf Elektromobilität passieren wird) fehlen dem Bund 4 Mrd. EUR. Wir haben eine Kreislaufwirtschaftsstrategie, welche vorgibt unseren Ressourcenkonsum massiv zu reduzieren. Von derzeit 34 t/Person und Jahr auf den Zielwert zwischen 7 – 9 t. Das bedeutet eine Reduktion um 70%. Also ja, es ist ganz ganz wichtig, Ressourcenverbräuche stärker steuerlich betrachten.
Barbara Weichsel-Goby: Wir haben die ökosoziale Steuerreform durchgesetzt und eine CO2-Steuer mit 30 EUR / t eingefügt. Diese versteuert Fahrzeuge, die mehr Brennstoff benötigen stärker.
Frage aus dem Publikum: Wenn man gezielt diese Ungleichheiten zwischen Arm und Reich bekämpfen würde, müsste man doch die politische Mehrheit haben. Und man müsste diese Maßnahmen leicht umsetzen können. So wie unsere politische Landschaft aussieht, haben aber die Parteien die größere Unterstützung, welche die große Ungleichheit eher fördern als bekämpfen.
Joel Tölgyes: Es ist wichtig zu sagen, dass es bereits viele klimapolitischen Maßnahmen gibt, die von ihrer sozialen Ausrichtung und Verteilungsausrichtung positiv zu bewerten sind. Zum Beispiel der Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel nutzt vor allem ärmeren Haushalten mehr als den Reicheren. Es wäre wichtig, dass Politiker mutig sind und auch darauf vertrauen, dass die Unterstützung für die Maßnahmen wächst, sobald sich die Leute daran gewöhnt haben. Z.B. Der Umbau der Mariahilfer Straße. Ihr Umbau zu einer Fußgängerzone war sehr umstritten. Mittlerweile ist die Mehrheit sehr froh über die Fußgängerzone. Selbst die Wirtschafskammer, welche zuvor sehr skeptisch war, ist jetzt dafür.
Präferenzen die Menschen haben, können sich ändern, wenn sich das Umfeld ändert.
Günther Lichtblau: Ich möchte die Aussagen unterstützen und unterstreichen mit einem schönen Beispiel aus der Schweiz. Es gab 1985 eine lange Diskussion, ob die Geschwindigkeit auf Landstraßen von 100 auf 80 km/h reduziert werden soll. Politisch wurde dies damals ähnlich heiß diskutiert wie in Österreich. Bei einer Volksabstimmung entschieden 52% dafür. 10 Jahre später wurde die Umfrage wiederholt. Dann haben sich 86% dafür ausgesprochen und dies nach wie vor für eine gute Maßnahme gehalten. Es ist Mut und die Wissenschaft gefordert.
Ich begrüße die Idee des Klimaministeriums, Experimentierräume einzuführen. Da wir nicht mehr viel Zeit für den Klimaschutz haben, ist es wichtig, ins Tun zu kommen. Im Rahmen von Erlebnisräumen kann man schnell, unbürokratisch ausprobieren, was wie ankommt und welchen Effekt bestimmte Maßnahmen haben. Oft ist die Bevölkerung in manchen Bereichen schneller als die Politik.
Barbara Weichsel-Goby: Wir haben auch in der Energiekrise gesehen, was im Angesicht einer Notsituation alles möglich war. Es gab mehrere Notfallverordnungen auf europäischer Ebene, welche Energiesparen anordneten. Durch die Verbrauchsreduktionen haben wir Einsparungen von 15% im Referenzzeitraum August – November erzielt. Das ist nicht alles nur durch Verhaltensänderung geschafft worden, sondern teilweise auch, weil das Wetter wärmer war.
Jedenfalls konnten wir sehen, wenn plötzlich eine Krisensituation kommt und es sich ernst anfühlt – ist viel möglich. Wir sehen in der Umweltpsychologie, dass es zunehmend ein attraktiver Wert ist, sich für Klimaschutz einzusetzen. In zunehmenden breiten Bevölkerungsschichten wird es als sexy angesehen, sich für das Leben in einer gesunden Umwelt einzusetzen und auch in gewissem Maße Komfortverluste in Kauf zu nehmen.
Torsten Decker: Um auf die ursprüngliche Absicht der Frage einzugehen, möchte ich ergänzen: Wenn nur ein Teil der Bevölkerung aufgefordert wird, sich einzuschränken und ein anderer Teil weiter leben kann wie bisher, nur weil sie es sich leisten können, wird dies nicht gut ankommen. Es ist wichtig, dass es politische Maßnahmen gibt, die darauf achten, dass alle im selben Boot sitzen und von allen etwas abverlangt wird. Die Lasten sollen ausgewogen verteilt werden.
Ines Schuster: Eine der ersten Maßnahmen der Bundesregierung war die Mission 11. Frau Weichsel-Goby wollen Sie diese noch erklären? Vor allem, werden wir das gesteckte Ziel der 11% Einsparung schaffen?
Barbara Weichsel-Goby: Die Klimakrise betrifft alle. Der Tornado macht auch nicht vor dem Luxus Gebäude halt. Die Natur stellt die Gleichheit her. Wir haben alle nur einen Planeten.
Unsere erste Reaktion auf die Energiekrise war, dass wir uns auf mehrere Beine gestellt haben:
Auf der Kampagnenseite haben wir Tipps und Maßnahmen beworben, die man sofort machen kann ohne Geld in die Hand nehmen zu müssen. Zum Beispiel die Raumtemperatur um zwei Grad runter bringt 12% auch im Geldbörsel. Es sind Verhaltenstipps die man eigentlich schon weiß.
Derzeit schaut es sehr gut aus mit den Verbrauchsreduktionen. Die Vorgabe war, den Gesamtgasverbrauch um 15% zu reduzieren, wir melden periodisch an Brüssel. Das ist auch wichtig, um im kommenden Winter gut starten zu können.
Frage aus dem Publikum: Was sind die größten Hebel zum Energiesparen im Haushalt?
Barbara Weichsel-Goby: Der allergrößte Hebel ist das Heizen. 50% der gesamten Energie, die im Haushalt aufgewendet wird, wird fürs Heizen gebraucht. Simple Maßnahmen helfen viel: intelligent Lüften: nicht kippen sondern Stoßlüften, die Raumtemperatur um 2 Grad senken, etc.
Frage aus dem Publikum: Warum wird der Umstieg auf effizientere Heizungen / Wärmepumpen noch nicht gefördert?
Barbara Weichsel-Goby: Doch das wird bereits gefördert. Im Rahmen unserer Sanierungsoffensive nehmen wir mehrere hundert Millionen in die Hand. Mehr Infos auf https://kesseltausch.at/. Hier können Sie sich die näheren Förderbedienungen ansehen. Für Einkommensschwache Haushalte gibt es eigene Förderungen.
Frage aus dem Publikum: Was braucht es damit die notwendigen soziale Transformationen klappen? Mehr Aktivismus von NGOs, oder Regelungen der Politik, oder bessere Kampagnen, oder andere Kommunikation?
Joel Tölgyes: Wir brauchen alles. Ein Akteur allein wird es nicht schaffen. Es tut sich schon viel. Es gibt mehr Berichterstattung in den Medien. Es gibt mehr Aktivismus. Es würde helfen, wenn Klimaaktivist*innen von Politikern und manchen Journalisten nicht als Klimaterroristen bezeichnet werden würden.
Barbara Weichsel-Goby: Es ist eine große Kommunikationsaufgabe, in Richtung Transformation zu wirken und Bewusstsein zu schärfen. Über Klimaaktiv wird sehr viel gemacht.
Ines Schuster: Wir sind uns alle wichtig – die Erde brennt sie ist schon 1,1 Grad wärmer als noch vor 50 Jahren. Das Zeitfenster unseres Handlungsspielraums schließt sich. Die Welt in der nachfolgenden Generation leben werden, wird so oder so anders ausehen als wie wir sie bisher kennen. Wahrscheinlich wird es unzählige dezentrale Kraftwerke (PV und Wind) geben und unsere Werte und Verhalten werden anders sein. Alternativ könnte sich der Planet in eine nur mehr für wenige Menschen belebbare Hölle verwandeln.
Mein Kollege bei den Scientists for Future der Physiker Rene Sedmik vergleicht, den aktuellen Energiebedarfunserer Gesellschaft, mit Kindern, die sich im Ferienlager angewöhnt haben, täglich zwei Tafeln Schokolade zu essen. Danach wollen sie es sich nicht abgewöhnen, weil sie nicht einsehen wollen, dass die langfristigen negativen Folgen wie Karies, Diabetes, Übergewicht – den kurzfristigen Genuss der Schokolade nicht rechtfertigen.
Es ist Zeit für uns alle jetzt erwachsen zu werden.
mit
Prof. Dr. Klaus Dörre, Universität Jena, Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftssoziologie
Dr. Halliki Kreinin, Universität Münster, ökologische Ökonomie, nachhaltige Arbeit
Dr. David Mum, Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA-djp), Leiter der Grundlagenabteilung
Moderation: Martin Auer, Scientists for Future
Aufgezeichnet am 23. 6. 2022
In der Klima- und Nachhaltigkeitsbewegung ist oft die Rede von einer „öko-sozialen Transformation“, die notwendig ist, um das Leben auf unserem Planeten nachhaltig zu gestalten. Doch haben wir die soziale Komponente dabei ausreichend im Blick? Wie hängen die ökologischen und die sozialen Krisen zusammen? Warum können sie nur gemeinsam gelöst werden? Das, was den Planeten verändert hat, was ihn zu dem gemacht hat, was er heute ist – im Guten wie im Schlechten – ist menschliche Arbeit, menschliche Produktion. Darum ist die Zukunft des Planeten von der Zukunft der Arbeit gar nicht zu trennen. Und ebenso wenig davon zu trennen ist die Zukunft der Menschen, die die Arbeit machen. Bevor wir von nachhaltigem Konsum sprechen, müssen wir von nachhaltiger Produktion sprechen. Und darüber, wer eigentlich entscheiden soll, was, wie, und wozu produziert wird.
Auf die Frage, welche Probleme für die Arbeitnehmer:innen jetzt im Vordergrund stehen, nennt David Mum in erster Linie die Teuerung. Der Anteil der Haushalte in Österreich, die mit ihrem Einkommen ihre Ausgaben nicht decken können, ist von 25 Prozent auf 35 Prozent gestiegen. Die Pandemie hat unterschiedliche Bevölkerungsgruppen unterschiedlich getroffen und viele Menschen haben erfahren, dass die Ungleichheit steigt.
Klaus Dörre betont, dass die 17 Nachhaltigkeitsziele der UNO soziale und ökologische Nachhaltigkeit gleich gewichten und dass das eine ohne das andere nicht zu haben ist. Sie sollten die normative Grundlage für die Gesellschaft sein. Es ist für die Ökologiebewegung wichtig, die sozialen Rechte von Beschäftigten zu verteidigen, auch wenn man die Produkte, die sie herstellen nicht gutheißt. Das ist eine Grundvoraussetzung dafür, Glaubwürdigkeit zu erlangen. Von 1990 bis 2015 sind die Emissionen der EU-Staaten um 25 Prozent gesunken. Der Luxuskonsum der einen ist nur möglich durch die – häufig erzwungenen – Einsparungen der unteren Hälfte der Einkommensbezieher, deren Realeinkommen seit langem sinken. Immer mehr Menschen müssen zum Beispiel ihre notwendigsten Lebensmittel bei den „Tafeln“ holen. Dieser Zusammenhang zwischen der ökologischen und der sozialen Konfliktachse wird bisher auch von der Forschung zu wenig beachtet.
Halliki Kreinin hebt hervor, dass wir ein viel größeres Narrativ über das Gute Leben für Alle brauchen. Das Problem, dass wir unseren Planeten immer mehr zerstören müssen, um das derzeitige System am Laufen zu halten, wird nur schlimmer werden, wenn wir immer mehr Wachstum brauchen, um das derzeitige System am Laufen zu halten, zum Beispiel Vollzeitarbeit zu haben, und wenn die Befriedigung der materiellen Bedürfnisse der Leute an diese Beschäftigung geknüpft ist. Es braucht eine vollständige Umgestaltung des Wohlfahrtssystems. Als Ausgangspunkt schlägt sie vor, die Arbeitszeit zu verkürzen. Auch Kreinin ist der Meinung, dass das Thema Arbeit bisher in der Nachhaltigkeitsforschung zu kurz gekommen ist. Wir können nicht über Konsum reden, ohne über Produktion zu reden. Konsum kommt erst nach der Produktion. Deswegen ist Arbeit eine Schlüsselfrage.
Zur Frage der just transition, des gerechten Übergangs, sagt David Mum, dass die Transformation ein gesamtgesellschaftliches Projekt sein muss. Man kann sie nicht dem Markt und den Einzelnen überlassen. Sie muss so gestaltet werden, dass es soziale Sicherheit gibt. Wir müssen die Energiebasis und die Mobilität umorganisieren, die Gebäude sanieren u nd so weiter. Das wird große Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt haben. Es braucht also kollektive Instrumente, um soziale Absicherung zu garantieren, und eine positive Vision, sonst wird man nur Widerstände erzeugen. Das Bild des Verzichts gilt vor allem für den Luxuskonsum der Oberschicht.
Eine sozial-ökologische Transformation wird, sagt Klaus Dörre, wird nicht funktionieren ohne eine radikale Umverteilung von oben nach unten, aber auch von den Zentren an die jeweiligen Peripherien, und das nicht nur im europäischen sondern im globalen Maßstab. Vor allem stellt sich die Frage: Wer entscheidet, was, wie, und wozu produziert wird? Derzeit sind das kleine Managerkasten in großen Unternehmen. Es geht darum, Entscheidungsmacht so umzuverteilen, dass der Übergang zu einer Wirtschaft gelingt, die auf der Produktion langlebiger Güter und nachhaltiger Dienstleistungen beruht. Wenn wir hochwertige Qualitätsgüter produzieren, muss niemand verzichten, alle können weniger, dafür höherwertige Produkte konsumieren. Das geht aber nur, wenn die Menschen sich die Qualitätsgüter auch leisten können. Daher brauchen wir mehr Einkommens- und Vermögensegalität. Das geht nicht ohne deutliches Anheben der Einkommen der unteren Bevölkerungsgruppen und eine Besteuerung der großen Einkommen.
Die privatkapitalistischen Unternehmen, so Dörre, laden einen großen Teil ihrer Kosten auf die Gesellschaft ab. Wenn man ihnen alle diese Externalitäten, von der zur Verfügung gestellten Infrastruktur bis zu den Umweltschäden in Rechnung stellen würde, hätten sie große Schwierigkeiten, überhaupt noch profitabel zu wirtschaften. In welche Produktionen und Dienstleistungen investiert wird, darüber muss die Gesellschaft befinden und nicht kleine Managerkasten.
David Mum erklärt, wir wollen in neue Infrastruktur investieren, und die soll auch im öffentlichen Eigentum und unter öffentlicher Kontrolle stehen und öffentlich finanziert werden. Dafür soll es auch geldpolitische Instrumente geben.
Halliki Kreinin findet es schade, dass wir immer erklären müssen, ob und wie es finanziell sinnvoll ist, dass die Gesellschaft die Krisen überlebt. Wir können die Produktion anders organisieren, dabei geht es aber darum, wer die Macht in der Gesellschaft hat. E ist schwierig nicht in kapitalistischen Schubladen zu denken, doch wir müssen weiter denken.
Klaus Dörre beantwortet die Frage, ob Kapitalismus ohne Wachstum möglich ist, mit einem klaren Nein. Es gibt Phasen der Stagnation, die aber immer mit der Zunahme von Arbeitslosigkeit, Prekarität und so weiter verbunden sind. Wenn das Wirtschaftswachstum eintritt, gemessen an den Kriterien des GDP, bedeutet das unter den derzeitigen Bedingungen hohen Emissionsausstoß, hohen Ressourcenverbrauch, hohen Energieverbrauch, und fortschreitende Zerstörung der menschlichen Lebensgrundlagen. Was geschieht, wenn das Wachstum nicht eintritt, haben wir zum Beispiel im ersten Halbjahr der Pandemie gesehen. Es war ein dramatischer Einbruch der Wirtschaft wegen der Shutdowns und Lockdowns und der Folgemaßnahmen. Dieser Einbruch der Wirtschaft war verbunden mit dem größten Rückgang der klimaschädlichen Emissionen in den letzten 30 Jahren, nämlich um fast 6 Prozent. Kaum zieht die Weltwirtschaft wieder an, sind wir gleich wieder auf dem alten Niveau. Das nennt Dörre degrowth by desaster: Die ökologisch erwünschten Resultate treten ein um den Preis der sozialen Katastrophe. Daraus folgt, dass es nur zwei Optionen gibt: Entweder man entkoppelt das Wirtschaftswachstum von seinen sozial und ökologisch zerstörerischen Folgen, oder wir brauchen Gesellschaften, die sich vom Zwang zum dauerhaften Wirtschaftswachstum befreien. Dörre plädiert für Variante zwei, weil es nicht so aussieht, dass Variante eins realisierbar ist. Doch betont er, dass es im Kapitalismus Handlungsspielräume gibt, die unbedingt genutzt werden sollen.
Halliki Kreinin findet die Frage, ob wir ein neues Sozial- und Wirtschaftssystem noch Kapitalismus nennen können, zwar spannend, doch sie fragt sich, wie wichtig es ist, wie wir die Formen des Wirtschaftens benennen. Wenn man sich kapitalismuskritisch äußert, führt es oft dazu, dass die Leute nicht zuhören wollen.
David Mum stellt fest, dass zwar jedes kapitalistische Unternehmen auf Wachstum aus ist, aber dass nie alle Pläne der Akteure sich gleichzeitig ausgehen. Wachstum hängt mit gesellschaftlicher Stabilität zusammen: Trotz permanenten Produktivitätszuwächsen ist die Beschäftigung nicht gesunken, sondern gestiegen. Wachstum hat auch ermöglicht, dass sowohl die Profite als auch die Löhne nominell steigen. Wachstum hat in der frühen Phase des Kapitalismus eine Steigerung der Lebensqualität ermöglicht. Ab einem gewissen Wohlstandsniveau ist aber nicht Wachstum, sondern die Verteilung entscheidend. Letztendlich geht es darum, dass wir zunehmend wichtige Sektoren dem Renditedruck entziehen, denn überall, wo es einen Renditedruck gibt, gibt es den Wachstumszwang. Das heißt zum Beispiel, dass es nicht gut ist, wenn Finanzakteure etwa die Pflege organisieren oder den Gesundheitsbereich. Und im Pflege- und Gesundheitsbereich brauchen wir wirklich Wachstum. Wenn man eine resiliente Gesellschaft will, dann braucht man Institutionen und Unternehmen, die dem Interesse der Gesellschaft dienen und unter gesellschaftlicher Kontrolle stehen.
Halliki Kreinin verweist darauf, dass um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert die Ziele und Visionen der Arbeiter:innenbewegung viel breiter waren als heute: Freiheit im Sinn von Autonomie bei der Arbeit, Gemeinschaft, mehr Zeit mit der Familie, Begrenzung der Rolle, die die Arbeit im Leben einnimmt. Das sind Bereiche, die die Grundlage für eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Gewerkschaften und Umweltbewegung sein können.
Klaus Dörre ist es wichtig, das Poltische nicht auszuklammern. Man muss die Ursachen für die ökologische Zerstörung klar benennen, und eine entscheidende Ursache ist, dass Kapitalismus darauf beruht, Geld in Ware zu verwandeln, mit dem Ziel, mehr Geld zu erzielen, und das vermehrte Geld zu reinvestieren, um mit der gleichen Formel noch mehr Geld zu erzielen. Da ist der Expansions- und Wachstumszwang strukturell gegeben. Wenn man Wachstumsindikatoren wie das GDP durch Entwicklungsindikatoren ersetzt, dann werden Effekte wie der folgende sichtbar: 2005 haben Experten der chinesischen Akademie der Wissenschaft hochgerechnet, wie das Verhältnis von ökologischer Zerstörung und Wirtschaftswachstum ist. Das Ergebnis war, dass die Wachstumsrate vom Ausmaß der ökologischen Zertörung vollständig kompensiert wurde. Das muss sichtbar gemacht werden. Man sollte aber, wie Naomi Klein geschrieben hat, keine abstrakte Debatte über Reform oder Revolution führen, sondern den Kapitalismus Bewährungsproben aussetzen. Zum Beispiel Sicherheitsgarantien fordern für die Menschen, die etwa in der Automobil- und Zulieferindustrie ihre Jobs verlieren werden. Auf die Frage nach dem Konzept der Gemeinwohlökonomie meint er, dieses Konzept will den Kapitalismus auf Gemeinwohl umpolen, und er glaubt nicht, dass das möglich ist. Doch man sollte es ausprobieren, es könnte uns auf jeden Fall entscheidende Schritte voranbringen. In Deutschland hat die Gewerkschaft ver.di es positiv aufgenommen.
Zu der Frage, wie denn Arbeitsverhältnisse in Zukunft aussehen würden und wie viel wir zum Beispiel konkret im Jahr 2050 arbeiten sollten, sagt Halliki Kreinin, dass wir, wenn wir die Pariser Klimaziele ernst nehmen, im Jahr 2050 in den OECD-Ländern nur fünf Stunden Arbeit in der jetzigen Form leisten sollten. Doch werden wir andererseits beispielsweise mehr Arbeit für Klimaanpassungsmaßnahmen brauchen.
David Mum führt aus, warum sich die österreichischen Gewerkschaften für eine Vier-Tage-Woche einsetzen. Es geht darum, Produktivitätszuwächse nicht in zusätzlichen Konsum, sondern in zusätzlichen Zeitwohlstand umzusetzen.
Zeitwohlstand ist auch für Halliki Kreinin ein wichtiges Ziel. Statt einem bedingungslosen Grundeinkommen, das bei Teilen der Bevölkerung zu noch mehr Überkonsum führen würde, tritt sie für eine universelle Grundversorgung ein, also Versorgung mit Mobilität, Energie, Wohnraum und so weiter, das heißt mit materieller Sicherheit, die von der Gesellschaft nicht in Form von Geld, sondern in Form von notwendigen Gütern zur Verfügung gestellt wird.
David Mum ist optimistisch, was soziale Bewegungen angeht. Wir können gemeinsam etwas erreichen: in der besseren sozialen Absicherung, bei der Arbeitszeitverkürzung, bei der Regelung der Arbeitsbedingungen, aber auch bei der Frage, dass es Vermögenssteuern und Millionärssteuern geben muss und Überreichtum gesellschaftlich als Problem erkannt werden muss. Und da gibt es eben die Verbindung zur Klimabewegung.
Klaus Dörre plädiert für Klima- und Nachhaltigkeitsräte, in denen auch Initiativen aus der Zivilgesellschaft vertreten sind, die normalerweise über Produktionsentscheidungen nicht mitentscheiden. Die sollten zum Beispiel kontrollieren, wofür das Geld, das im Green Deal der EU verausgabt wird, eigentlich eingesetzt wird. Da muss die demokratische Zivilgesellschaft, zu der auch die Gewerkschaften gehören, in Entscheidungen eingebunden werden.
Im Anschluss an Halliki Kreinin betont Klaus Dörre, dass wir über den Arbeitsbegriff nachdenken müssen. Arbeit ist mehr als nur Erwerbsarbeit. Neben der Erwerbsarbeit gibt es die zweckfreien Tätigkeiten, die unbezahlte Sorgearbeit, aber auch die Arbeit an der Demokratie und der Gesellschaft, plus die Arbeiten, die nötig sind, um alle diese Bereiche zu koordinieren. Wenn wir das bedenken, gewinnen wir eine klarere Vorstellung von dem, was wir eigentlich tun müssen. Die ökologische Krise wird nicht dazu führen, dass wir weniger arbeiten. Wir können weniger Erwerbsarbeit leisten, aber die Arbeit an der Demokratie und an der Gesellschaft wird viel intensiver werden, genauso wie die Sorgearbeit. Darum plädiert er für eine „ bedingungslose Grundzeit“ für alle, das heißt, die Möglichkeit, für eine bestimmte Zeit statt der Erwerbsarbeit sich bezahlt anderen Dingen zu widmen, der Weiterbildung, der Sorge für andere, der Arbeit an Demokratie und Gesellschaft. Denn freie Zeit, verfügbare Zeit ist der Reichtum selbst.
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Mit:
Prof. Dr.-Ing. Volker Quaschning, Professor für das Fachgebiet Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Berlin, Sprecher für den Studiengang Regenerative Energie.
Dr. Jürgen Schneider
Sektionschef im Bundesministerium für Klima, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, Leiter der Sektion „Klima und Energie“
Mag.a Ines Clarissa Schuster, Energiewirtschaftsexpertin, Technische Koordinatorin Aspern Smart City Research (ASCR).
Univ.Prof.Dr.in Sigrid Stagl, Ökonomin am Department für Sozioökonomie an der Wirtschaftsuniversität Wien. Co-Leiterin Kompetenzzentrum für Sustainability Transformation and Responsibility an der WU Wien.
Assoz.Prof.Dr. Reinhard Steurer, Professor für Klimapolitik, Universität für Bodenkultur Wien
Moderation: Mag.a Sofia Palzer-Khomenko, Scientists for Future Österreich
Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine führt uns vor Augen, wie abhängig wir nach wie vor von fossilen Energieträgern sind. Öl und Gas machen fast 2/3 des österreichischen Gesamtenergiemixes aus. Rufe nach einem raschen Ausstieg aus Öl und Gas werden laut, gleichzeitig gibt es Bedenken, dass ein (schneller) Umstieg auf Erneuerbare Energiequellen uns vor massive Probleme stellen würde oder gar nicht zu schaffen ist. Die Fragen, die sich stellen lauten daher: Kann und wird die Energiewende gelingen? Bis wann? Und vor allem auch: wie?
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Die jüngste Entwicklung um den – derzeit nicht mehr geplanten – Lobautunnel zeigt es deutlich: Es gibt keine übergeordnete Richtlinie dafür, welche Rolle der Schutz unserer Lebensgrundlagen – und der künftiger Generationen – in der österreichischen Gesetzgebung spielen soll. Gesetz ist Gesetz, sagen die einen – der Schutz vor der Klimakatastrophe muss vorgehen, sagen die anderen.
Die Richtlinien, denen alle Gesetze folgen müssen, gibt die Verfassung vor.
Brauchen wir also ein in der Verfassung verankertes Grundrecht – ein Menschenrecht – auf Klimaschutz in Österreich und der EU? Was sind die Bedenken? Wie könnte solch ein Grundrecht ausgestaltet sein? Könnten wir dann klimaschädliche Regelungen bekämpfen? Wären dann zum Beispiel Gesetze, die den Bau neuer Autobahnen vorschreiben, verfassungswidrig? Könnten wir auch gegen staatliche Untätigkeit vorgehen? Und welche Auswirkungen hätte es auf Klimaklagen?
Univ. Prof. Dr. Manfred Nowak
Menschenrechtsexperte
Generalsekretär des Global Campus of Human Rights (weltweites Netzwerk von Universitäten zur Ausbildung betreffend Menschenrechte).
Sprecher für Österreich der „Jeder Mensch Initiative“ für Neue Grundrechte in Europa
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Manfred_Nowak
Mag. Katharina Rogenhofer
Mitbegründerin von Fridays for Future in Österreich und seit März 2019 Sprecherin des Klimavolksbegehrens.
Autorin des Buches (gemeinsam mit Florian Schlederer): Ändert sich nichts, ändert sich alles. Warum wir jetzt für unseren Planeten kämpfen müssen.
Dr. Leonore Theuer
Richterin des Bezirksgerichtes Meidling
Arbeitsgruppe Politik und Recht der Scientists for Future Österreich
Dr. Josef Unterweger
Rechtsanwalt
Forum Wissenschaft und Umwelt
Spezialgebiete unter anderem: Umweltrecht, Beratung von Bürgerinitiativen, Umweltschutzorganisationen, NGOs im Bereich Umweltschutz, Tierschutz, Menschenrechte
Moderation: Mag. Ines Clarissa Schuster
Scientists for Future Österreich
Aufgezeichnet am 28. 4. 2022
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Mit:
Moderation: Martin Auer (S4F)
Aufgezeichnet am 31. 3. 2022
Verena Winiwarter: „Die Altlasten der Kriege sind unabschätzbar, teuer, und machen Teile des Planeten, die wir dringend für etwas anderes brauchen würden, unbewohnbar.“
Jürgen Scheffran: „Die militärische Antwort ist die falsche Antwort auf die Krisen unserer Zeit.“
Thomas Roithner: „Kehren wir zu einem Begriff der menschlichen Sicherheit zurück.“
Nadja Schmidt: „Auch ein beschränkter Nuklearkonflikt, bei dem ’nur‘ 100 Atomwaffen eingesetzt werden, führt zu einem nuklearen Winter und globalen Hungersnöten“
Michael Spiekermann: „Wenn sich die Erde um 3°C bis 4°C erhitzt, dann wird das zur Folge haben, dass mehrere Milliarden Menschen ihre Heimat verlassen müssen.“
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In Wien sind zwei Drittel der Straßenfläche für den KFZ-Verkehr reserviert – obwohl nur 27 Prozent der Wege mit dem Auto zurückgelegt werden. Mehr als ein Viertel der Gesamtfläche des Straßenraums sind Pkw-Abstellflächen. Muss das so sein? Wem gehört „öffentlicher Raum“ eigentlich? Oder anders gefragt: Sind die Flächen der Stadt vor allem Parkraum oder Lebensraum?
Darüber sprechen beim Talk4Future:
Dr. Johannes Müller – Verkehrsplaner, Mathematiker, AIT
Dr.in Gabu Heindl, Architektin, Stadtplanerin
DI, Dr. Paul Pfaffenbichler, Universitätsassistent Verkehrswesen Boku
DI Sophie Thiel, Landschaftsplanerin Boku, Initiative geht-doch.wien
DI Petra Jens MSc, Beauftragte für Fußverkehr, Wiener Mobilitätsagentur
Moderation: Mag.a Sofia Palzer-Khomenko, S4F
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Durch die Diskussion um die Taxonomieverordnung der EU ist Kernkraft wieder im Gespräch. Brauchen wir sie, um die Energiewende zu schaffen? Kann sie als „Brückentechnologie“ dienen? Ist sie so sauber, wie die Befürworter:innen sagen? Soll sie als „nachhaltig“ eingestuft werden?
Eine Aufzeichung der Online-Podiumsdiskussion vom 27.01.2022 mit:
Dr. Dusan Lexa, Experte für Kernreaktoren
Prof. Wolfgang Liebert, BOKU
Dr. Sabina Nemec-Begluk, TU Wien
DI Günter Pauritsch, Österreichische Energieagentur
Dr. Michael Trupke, Österr. Akademie d. Wissenschaften
Dr. Reinhard Uhrig, GLOBAL 2000
Dr. Anna Veronika Wendland, Universität Marburg
Moderation: Mag. Ines Clarissa Schuster
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Vor Weihnachten freuen wir uns auf eine besinnliche Zeit, Familie, Geschenke und natürlich den Weihnachts-Schmaus. Ob Würstelsuppe, Schweinsbraten oder Weihnachtsgans, die meisten Familien haben eine eigenen, speziellen Speiseplan in den Feiertagen. Und eines fehlt da in den seltensten Fällen: Fleisch.
Aber war da nicht irgendwas mit Fleisch und Klimaschutz? In der Klimakrise stehen wir mit dem Rücken zur Wand. Können wir uns da den Weihnachtsbraten überhaupt noch erlauben? Warum ist das mit dem Fleisch überhaupt so ein Problem und vor allem: Wie können wir es schaffen, über das Reizthema „Fleisch“ zu reden, ohne gleich den traditionellen Weihnachts-Familienkrach auszulösen?
Über diese und andere Fragen rund ums Fleisch sprechen wir in unserem Talk for Future.
– Prof. Dr. Petra Rust, Dep. für Ernährungswissenschaften der Uni-Wien und Doctors for Future
– M.Sc. DI. Gerlinde Krawanja-Ortner, S4F und Haupt-Autorin des S4F-Positionspapiers zu Flächenverbrauch in Kärnten
– Mag. Martin Schlatzer, mit-Autor der kürzlich erschienenen Ja-Natürlich/Greenpeace-Studie zu Klimaschutz durch Ernährung
– Mag. Marianne Dobner vom Verein „Hallo Klima„
Durch die Diskussion führt Sofia Palzer-Khomenko, langjährige Chefredakteurin von mokant.at.
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Welche Rolle kann der E-Scooter beim Klimaschutz und in der Mobilitätswende spielen? Ist er ein Verkehrsproblem mit schlechter Öko-Bilanz? Oder ist er ein wichtiger Baustein eines modernen, attraktiven öffentlichen Stadtverkehrs und eine flexible Alternative zum Auto? Darüber sprechen wir in einer spannenden Runde aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft.
Mit:
Mag. Markus Reiter – Bezirksvorsteher Neubau (GRÜNE)
Patricia Davis – Bezirksvorsteher-Stellv. Innere Stadt(ÖVP)
DI Barbara Laa – Verkehrsexpertin, Sprecherin von „Platz für Wien“
Oliver Schrot, MSc – Klimakoordinator der Stadt Linz
DI Lutz Dorsch – FH Salzburg
DI Matthias Nagler – ÖAMTC
Moderation:
Markus Palzer-Khomenko
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